Sonntag, 30. September 2012

He´s a motherless child (and happy)

Der Bub ist gestern ausgezogen. Pfffffft, einfach so. Wagen vollgeladen, Umarmung, Bussi, Vergnügen im Gesicht - ab durch die Mitte.
Mutti stand etwas ratlos im Haus. Heulen musste sie nicht - sie ist eine Selbstbeherrscherin.
Ging  in die vom Bub verlassene Etage, fand noch einen Pizzakarton unterm Bett, der steingewordene Pizzarand lag stückweise noch drin. Ach: Prosciutto mit doppelt Käse, mehrmals in der Woche. Wahrscheinlich wird Pizzeria Il Mondo des Buben Auszug noch schwerer verkraften als Mutti.Soll sie ihnen Bescheid geben, damit sie sich ein 2. Standbein schaffen?
So ist das. Pech für Il Mondo. Glück und Prosperität für den Pizzaservice Berlin-Wedding.
Modebewusst war der Bub schon immer. Säckeweise Provinzklamotten hat er zurück gelassen. Mutti sortierte aus: was ist für die Give Box gut, was kann Mutti noch auftragen, was muss nach Tanzania verschifft werden....zur Selbstberuhigung mal an einem T-Shirt schnuppern ? So gut war die Idee nicht.
Ach was, so weit kommts noch, dass Mutti des Buben ausrangierte Plünnen trägt. Rein in den Sack und zugemacht.
Und nun ?
Rumstehen und denken: Aha, so ist das also.
Weiter rumstehen und denken: So, jetzt fällt mir zum Denken nichts mehr ein.
Gegen 2 kam der Vati nach Hause, umarmte die Mutti und rief : Ab jetzt sind wir zu zweit, das wird schön !
Da rief die Mutti : Heeeeeeey !
Hätten Vati und Mutti nicht eine Einladung zum Brunch gehabt, wäre das vermutlich sonderbar weiter gegangen.
Beim Brunch flotter Austausch mit den Eltern des Buben, der mit Muttis und Vatis Buben von nun an in Wohngemeinschaft im Wedding leben wird. Etwas Sekt, danach Biere, Hax´n und Sauerkraut dazu....es ging durchaus gut los mit der Zweisamkeit, vor allem, mit ungefähr 100 anderen Partygästen.
2. Halbzeit Dortmund-Gladbach schon wieder auf der heimischen Couch.
Fehlten allein der Bub, zwei Freunde vom Bub, der Bruder von einem Freund und dessen Freundin. Ach ja - und Tore von Gladbach. Andererseits: länger ausgestreckt auf der Couch liegen bei der Bundesliga war nie. Aus orthopädischer Sicht hat der Bub zur rechten Zeit das Haus verlassen.
Die erste Nacht:
endlich schlafen bei weit geöffneter Zimmertür. Das mochte die Mutti immer schon, aber beide Buben fühlten sich davon belästigt. Jetzt aber !
Am Morgen: kein Gedrängel vor der Badtür. .Keine fremden jungen Männer, die in Boxershorts die Treppe herunter kommen und sich vorstellen: Ich bin der XY, wo kann ich duschen ?
Müffig und unansehnlich saß die Mutti stundenlang in der Küche herum und tirilierte vor sich hin: Ich zieh mich nicht an. Es ist alles egal. Ich kann machen, was ich will. Freiheit, die ich meine.
Dann kam die SMS vom erstgeborenen Buben: man käme dann gleich mal mit Kind und Kegel vorbei.
Jetzt aber flott, sputete sich die Mutti.
Schlafzimmertür: zu.
Couch: enthundehaaren.
Körper: reinigen.
Vati: mobilisieren.
Antidepressiva: heute mal aussetzen.




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