Sonntag, 8. April 2012

Ruhige Tage in Oostkapelle

Wir sitzen hier in Holland auf dem Campingplatz und kriegen nichts mit von der Welt: die Erde ist eine Scheibe, und hinter Middelburg fällt man vermutlich runter.
Freundin Elly, der beste Ehemann von allen und ich haben andere Sorgen als die Politik. Fortlaufend wechseln wir volle gegen leere Gasflaschen (Wohnwagen und Vorzelt haben stets eine Durchschnittstemperatur von 28 Grad Celsius - wir vermuckeln hier schon mal mein Weihnachtsgeld.)
Gespült haben wir länger schon nicht mehr, jetzt werden die Kaffeetassen knapp.
Es ist 9:30 Uhr, wir sitzen am Ostersonntag im Vorzelt: der Mann spielt Spider am Laptop, Elly liest im Kindle und ich tippe den Blog. Vor zehn Jahren hätten wir analog zusammen gesessen, bunte Eier und einen Osterzopf gefrühstückt und die Auferstehung gefeiert. In der digitalen Welt ist kein Platz für Besinnlichkeit. Immerhin habe ich eine SMS von meiner Nichte mit lieben Ostergrüßen bekommen.
Unsere Sorgen betreffen derzeit nicht das iranische Atomprogramm oder die Finanzkrise (nicht mal die eigene Finanzkrise auf Grund des Gaspreises). Wir sorgen uns so: Wie ist das Wetter, wo ist die Sonne ? Ist das Klo geleert ? Haben wir noch Chips ? Riecht die Muckelecke noch vertretbar ? Warum hat Gladbach so kacke gespielt ?
Meine Sorgen möcht ich haben.
Irgendwo im Weltall ganz weit draußen sitzt meine höchstschwangere Schwiegertochter und wartet auf die Geburt ihres Kindes. Wir schauen alle 20 Sekunden aufs Handy, ob eine Nachricht eingegangen ist. ICH schaue alle 20 Sekunden nach, schließlich bin ich hier der einzige leibliche werdende Großelternteil.
So dümpeln wir hier herum : die Tage sind unglaublich lang, die Zeit scheint still zu stehen.Wir haben gerade überlegt: man könnte einen Osterspaziergang machen, es ist mild und windstill. Aber keiner regt sich. Der Mann spielt Spider, Freundin Elly liest im Kindle und ich tippe. Der Erlöser muss ohne uns auferstehen. Und wenn er doch gerade schon steht: kann ER nicht mal spülen gehen ?

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